Festgottesdienst am Sonntag

Bericht

Datum

  • 01.08.2016

Der erste Höhepunkt im Festsonntag des 80. Gaufestes des Chiemgau Alpenverbandes war der feierliche Gottesdienst im Kurpark. Bestens vorbereitet und von allen gemeinsam zelebriert, etwas Besonderes zu schaffen, war es ein anrührender Gottesdienst vor sicher 2500 Trachtlern und Besuchern im Unterwössner Kurpark. Politische und Prominenz aus dem bayrischen Trachtenwesen war eindrucksvoll vertreten.

Ein, nicht endender Zug der Abordnungen aus den 23 Trachtenvereinen, den Ortsvereinen, den Fahnenabordnungen stellte die stellvertretende Vorsitzende der Achentaler Andrea Größ beim Einzug vor. Kurz darauf war in den Bankreihen vor dem Musikpavillon kein Platz. Ebenso beengt ging es in der Konzertmuschel zu. Hinter dem Altar sangen und musizierten der Kirchenchor St. Martin und über 60 Musikanten der Musikkapelle Wössen. Eindrucksvoll die langen Reihe der Fahnen die rechts und links den Zuschauerraum säumten. Überall im Kurparkgelände lagerten Trachtenabordnungen und Spielmannszüge.

Der Vorstand des Gauverbandes Michel Huber war sich sicher. „Trotz Terror und Konflikten vor der Haustür feiern wir unser 80. Gautrachtenfest. Die Geschehnisse gehen uns nahe, unsere Anteilnahme gilt den Betroffenen. Aber wir dürfen uns die Lebensfreude von Terroristen nicht nehmen lassen.“ „Was wären die vielen kirchlichen und weltlichen Anlässe im Jahreskreis ohne die Trachtler und was wäre Bayern ohne die Tracht“, fragt Huber. 133 Jahre nach der Gründung des ersten Trachtenvereins habe sich vieles verändert. Doch die Trachtenbewegung habe sich durchgesetzt - heute 250.000 Trachtler stark, davon 100.000 Kinder und Jugendliche. Er freue sich über die bisherigen Verlauf des Gaufestes, insbesondere auch den guten Besuch.

Richtlinien zur Vereinstracht dürften nicht willkürlich ausgelegt werden, so Miche Huber weiter. Das Bewusstsein über die Bedeutung und die Errungenschaft der Tracht müsste den Weg vorgeben. Dann verwirkliche sich das Ziel mündige Trachtler zu haben, die selber wüssten, was sie zum jeweiligen Anlass anziehen. „Wir sind ein Trachtenerhaltungsverein und wollen keine Kleiderordnung aufzwingen“, so der Gauvorstand. „Vorrangig muss es uns aber antreiben, die Tracht zu erhalten, weil sich dadurch unsere Kultur erhält. Mir, als Gauvorstand liegt es am Herzen, dafür das Bewusstsein zu schaffen ganz nach unserem Motto „Jung und Alt miteinander“.“

Pfarrer Martin Straßer eröffnete den Gottesdienst assistiert von Diakon Erik Oberhorner. „Ich selbst bin Trachtler von Kindesbeinen an“, gab der gebürtige Rottauer zum Beginn der Predigt Einblick in seine Jugend. Aus der Tracht sprächen drei Dinge. Da sei der äußerliche Sinn für das Schöne für das Aussehen einer feschen Tracht, oft verbunden mit ebenso schöner Musik. Tracht spreche dafür, dass etwas Schönes nicht ins Museum abgestellt werde. Tracht würde benutzt, gepflegt und erhalten. Und für die Tracht stünden auch die Leute, mit den gleichen Zielen, Menschen mit Sinn für das Schöne im Miteinander und vor dem Ansehen Gottes. Ganz in dem Sinne: „immer auch an die obere Etage denken“, so der Pfarrer wörtlich Im Gottesdienst stehen wir nicht nur vor dem Mitmenschen, vor der Gemeinschaft, wir stehen vor allem vor Gott. Für Gott gilt nicht nur die äußere Schönheit, die Tracht, sondern auch eine innere Schönheit. Wenn jemand innerlich für das Dunkle und Böse stehe, gehe im innere Schönheit ab. Es gelte für jeden, die innere Schönheit mit drei Werten anzustreben. Die Schönheit der Gedankenwelt, der Friede im Zusammenleben mit den Mitmenschen. Die Schönheit der Worte, eine Sprachkultur, die zeige, es ist mir nicht egal wie ich mit meinem Gegenüber spreche. Und dann ist es die Schönheit der Taten, das Zupacken und Anfassen, für das gerade die Trachtler mit ihrem Gaufest stünden.

Einem jeden gab Straßer mit auf den Weg: „Ganz gleich, ob nach außen oder innen, es gelte für jeden, den richtigen Umgang auch mit sich selbst zu finden.“ Nach dem Glaubensbekenntnis las die zweite Vorsitzende Andrea Größ, anrührende Fürbitten. Helfer brachten die Kommunion in die weite des Kurparks, wo sich Trachler und Zuhörer lagerten.

Der Gottesdienst hatte einen feierlichen musikalischen Rahmen. Kirchenchor und Musikkapelle begleiteten ihn unter Leitung von Wolfgang Kurfer mit der Kleinen Messe von Anette Thoma in einer Bearbeitung des Unterwössners Jochen Langers. Am Ende des Gottesdienstes weihte der Pfarrer die Fahnenbänder für D’Achentaler. Der Gau übergab eines in Erinnerung an das Fest, das Fahnenband, dass die Staudacher Trachtler im Namen mehrerer Vereine überbrachten, stand für die 125 Jahre D‘Achentaler, für eine Zusammenarbeit in der Nachbarschaft über die Patenschaften hinaus.

Für solch eine Anzahl von Menschen war der Gottesdienst gelungen organisiert, nichts störte die Andacht der Teilnehmer. So entstand eine besondere Stimmung. Nur eine Einschränkung gab es. Weil es zwischendurch 20 Minuten regnete, entstand etwas Unruhe, ehe die Schirme aufgespannt, Zuflucht unter den alten Bäumen gefunden und die Fahnen mit Folien vor Regen geschützt waren. Der Pfarrer nahm es mit Humor. „Hitze wäre schlimmer und bei Regen hört ihr besser zu“, schmunzelte er überdacht im Musikpavillon. Und ganz am Ende - da war es wieder trocken -, meinte er im Schlusswort. „Es hätte ruhig etwas mehr regnen dürfen.“ Als sich da erstauntes Murmeln erhob, schickte er nach „Leute, wir sind Gebirgler. Und von dem, was da von oben kommt, ist auch immer etwas von Gott dabei,“ lachte er mit den Zuhörern, ehe es im mächtigen Zug wieder zurück ins Festzelt ging.