Geschwister Well im Kabarettabend des Gaufestes

Bericht

Datum

  • 03.08.2016

Es ist einfach ein großer Spaß, wenn die Geschwister Well mit ihrem Programm „Fein sein, beieinander bleiben“ in der Region auftreten. Diese Wahrheit teilten die gut 1000 Besucher des Kabarettabends im Festzelt des 80. Gaufestes des Chiemgau Alpenverbandes. Eine Sorge, dass sich die Gruppe aus drei Schwestern und drei Brüdern der 17-köpfigen Familie Well zwischen klugen Texten, Musik, Gesang, Schauspiel, Humor und etwas Choreographieverzetteln, ist völlig unbegründet. Jeden dieser Bereiche liefern die Geschwister auf höchstem Niveau ab. Der rote Faden des zweistündigen Abends sind die immerwährenden Auseinandersetzungen zwischen Geschwistern einer Großfamilie, in denen jeder dem anderen etwas nachträgt. Die Wut, Verachtung, Verzweiflung, die Lagerbildung der Geschwister im Streit kommt in Ton und Körpersprache völlig überzeugend herüber. Dass es dann gelingt den aufeinander krachenden Streit in der gleichen Stimmungslage mit Musikinstrumenten weiter auszutragen, zeigt die andere Kernkompetenz der Geschwister: Mühelos gehen sie mit jedem Musikinstrument um. Harfe und Zither, Hackbrett und Dudelsack, Nonnentrompete, Akkordeon, Alphorn, Trompete, Horn, Klarinette, Saxofon, Maultrommel, Flöte, Okarina, Schlagzeug, Geige, Kontrabass, diverse Tuben und Brummtöpfe, das Instrumentenarsenal – im Bühnenhintergrund aufgebaut – scheint unerschöpflich. Dabei bringen die Sechs Soli auf die Bühne, die meisterlich wie überraschend sind. Überraschend, wenn zum Beispiel Rockmusik aus dem Alphorn klingt, eine Nonnentrompete zum Leben erweckt wird. Dann wieder stehen die Sechs in einer Reihe und singen mehrstimmig und kraftvoll jeder seinen Part, völlig unbeeindruckt vom Nebenmann. Perfekte Einsätze, saubere klare Musik von hohemSchwierigkeitsgrad machen das Ganze zu einem großartigen Hörerlebnis, dass nur das Lachen unterbricht. Das bringen einmal die Musikwitze, der fließende Übergang zwischen wohl 10 Musikrichtungen vom Volkslied, in den Jazz, ins Kinderlied, in den Rock in die Klassik. Da ist der unerwartete Ton, die überraschend andere Harmonie. Da sind aber vor allem die Texte und der Gesang, selten klug und witzig. Ein Beispiel? Den Geschwistern Well gelingt es 60 Jahre bayerisch Geschichte nur in gesungenen Begriffen und Schlagwörtern so aneinander zu reihen, dass man die Stimmung jeder Epoche empfindet. Manchmal irrwitziges Sprachtempo, witzige Lautmalereien zeigen eine enorme Konzentrationsleistung über einen wunderbaren Abend. Das Publikum dankte es mit ungeteilter Aufmerksamkeit und kräftigem Beifall. Erst nach zwei schönen langen Zugaben war dann Schluss.